Es lief wie geschmiert diesen Frühling beim Velofachgeschäft Velo Zürich. Die Schweiz hatte im Lockdown das Velo als bevorzugtes Fortbewegungsmittel entdeckt. Die Nachfrage nach Fahrrädern wie auch nach Ersatzteilen stieg. Die Reparaturwerkstatt des Velohändlers durfte offenbleiben, doch der Verkaufsbereich war abgeriegelt. Und trotzdem: «Diesen Frühling hatten wir sicher eine Zunahme von 50 Prozent bei den Verkäufen», sagte Inhaber Thomas Ernst gegenüber der «Tagesschau» Ende Mai. Und das, obwohl die ganze Branche aufgrund der geschlossenen Geschäfte mit einem Rückgang der Verkäufe um einen Fünftel zu kämpfen hatte, wie der Verband Velosuisse schätzt.

Der digitale Konsument

Website, Online-Shop oder Buchungssystem: Während der Coronakrise und des Lockdowns hat sich die Bedeutung von digitalen Instrumenten für KMU massiv erhöht. Denn die Konsumentinnen und Konsumenten sind insbesondere während des Lockdowns noch vertrauter geworden mit der Online-Welt. Bestellen via Internet ist im Alltag in den Vordergrund gerückt, Plätze im Restaurant will man noch häufiger online reservieren. Immer öfter auch mobil mit dem Smartphone.

Online-Präsenz wird zum Hauptkriterium des Erfolgs

Inhaber Thomas Ernst hatte schon vor der Coronakrise auf eine starke Online-Präsenz gesetzt. Ein Fahrrad online zu kaufen, ist bei ihm kein Problem. Über 800 Velos hat er auf seiner Website im Angebot. «Es ist jetzt sicher der hinterste und letzte Velomechaniker oder Velogeschäftsbesitzer darauf gekommen, dass er einen guten Internetauftritt braucht», so Inhaber Ernst gegenüber der «Tagesschau».

Gefährliches Verharren im Courant normal

Die Botschaft ist allerdings nicht bei allen Unternehmen angekommen. Noch im Mai haben in einer Umfrage von localsearch über die Hälfte der befragten KMU verneint, dass das digitale Marketing wichtiger geworden ist. Der Trend lässt sie kalt, sie interessieren sich nicht mehr als vor der Krise für digitale Angebote wie Webshop oder Online-Terminbuchungen.

Das kann für die Firmen gefährlich werden, ist Lars Berger, KMU-Marketingexperte und Hochschuldozent in Zürich, überzeugt: «Der Konsument richtet sich nicht nach dem Anbieter. Will er online bestellen, dann bestellt er dort, wo er das kann. Die anderen gehen leer aus.» Kurz: Die Digitalisierung wird vom Kunden bestimmt, nicht vom Unternehmen. Für KMU bedeutet dies: Zum alten Courant normal kann ein Unternehmen nun nicht mehr zurück. Damit macht es sich das Leben nur unnötig schwer.

Der Konsument richtet sich nicht nach dem Anbieter. Will er online bestellen, dann bestellt er dort, wo er das kann. Die anderen gehen leer aus.

Mehr Effizienz im Geschäft

Dabei ist es auch für ein KMU vorteilhaft, auf digitales Marketing zu setzen: Es kann effizienter werden, sei es in der Produktion oder in der Beziehung zum Kunden. Der Umsatz kann gesteigert und die Firma profitabler aufgestellt werden, oder sie kann sich besser im Markt positionieren. Und sie lernt ihre Kunden besser kennen, kann deren Bedürfnisse und Erwartungen genauer erfüllen – beispielsweise über das Bestellverhalten in einem Online-Shop.

Einstieg in Online-Welt immer einfacher

Nicht zuletzt sind durch den Digitalisierungsschub die Hürden des Einstiegs in die Online-Welt auch für kleine Firmen niedriger geworden. Es braucht immer weniger Fachkenntnisse und finanzielle Mittel, um beispielsweise ein Online-Buchungssystem im eigenen Restaurantbetrieb einzuführen. Das kann im Kleinen starten, etwa mit einer einfachen Website. Denn letztlich muss das digitale Marketing den personellen und finanziellen Ressourcen des Unternehmens entsprechen und zu den Kunden-Zielgruppen passen.